MPOX-Impfung bleibt umständlich

Krankenkassen sollen endlich praxisgerechte Lösung schaffen

Magdeburg, 22. Oktober 2025 – Seit dem 1. Juli 2025 gibt es in Sachsen-Anhalt zwar einen Vertrag zur MPOX-Impfung zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) – gelöst ist das Problem damit aber nicht. Die Aidshilfe Sachsen-Anhalt kritisiert die weiterhin notwendige Einzelverordnung des Impfstoffs als bürokratisch, unpraktisch und abschreckend.

„In der Theorie gibt es eine Regelung, in der Praxis funktioniert sie schlicht nicht“, sagt Sven Warminsky, Landesgeschäftsführer der Aidshilfe Sachsen-Anhalt. „Wer sich impfen lassen möchte, wird auf einen regelrechten Hindernislauf geschickt.“

Der aktuelle Ablauf sieht vor: Zuerst müssen Patient*innen bei ihrer hausärztlichen Praxis ein Rezept holen – mit Termin oder entsprechenden Wartezeiten. Mit diesem Rezept gehen sie zur Apotheke, die den Impfstoff in der Regel nicht vorrätig hat. Nach der Bestellung vergehen meist einige Tage, bevor der Impfstoff abgeholt werden kann. Anschließend ist ein weiterer Impftermin in der Praxis erforderlich. Dabei trägt die Praxis das Risiko, wenn die Kühlkette während des Transports nicht lückenlos eingehalten wurde, was die Verimpfung medizinisch heikel macht.

„Diese umständliche Prozedur schreckt nicht nur Patient*innen ab“, so Warminsky weiter. „Gerade bei einer Impfung darf es keine fünf Termine und Zwischenwege brauchen. Andere Bundesländer zeigen längst, dass es unkomplizierter geht.“

In sieben Bundesländern – darunter Berlin, NRW, Bayern und Bremen – wird der Impfstoff als Praxisbedarf bereitgestellt: Praxen bestellen zentral und impfen direkt vor Ort, ohne Einzelverordnungen, Wartezeiten oder unnötige Risiken.

Die Aidshilfe Sachsen-Anhalt fordert daher die gesetzlichen Krankenkassen auf, die bestehende Vereinbarung gemeinsam mit der KV Sachsen-Anhalt anzupassen und die MPOX-Impfung als Praxisbedarf zuzulassen.

„Gesundheitsschutz darf nicht am Apothekentresen scheitern“, betont Warminsky. „Mit einer einfachen Anpassung könnten wir in Sachsen-Anhalt endlich denselben unkomplizierten Zugang schaffen, den andere Bundesländer längst bieten.“

Hintergrund:
MPOX (früher Affenpocken) ist eine durch das MPOX-Virus verursachte Infektion, die durch engen körperlichen Kontakt übertragen wird. DieStändige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 2023 die Impfung für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko, etwa Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), trans* Personen, Sexarbeitende und Menschen mit HIV. In mehreren Bundesländern wird der Impfstoff zentral bereitgestellt und direkt in den Praxen verimpft.

In Berlin ist die Zahl der MPOX-Infektionen im Jahr 2025 deutlich gestiegen. Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) wurden bis Anfang Oktober rund 160 Fälle gemeldet – mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2024 (68 Fälle) und deutlich mehr als 2023 (87 Fälle). Das LAGeSo spricht von einer „anhaltenden Zirkulation von Mpox-Infektionen“ in Berlin und weist darauf hin, dass bei Teilen der Risikogruppen offenbar kein ausreichender Impfschutz besteht.

Betroffen sind überwiegend Männer zwischen 30 und 40 Jahren, die Sex mit Männern haben. Einzelne Fälle betreffen auch bereits geimpfte Personen, was auf nachlassende Immunität oder unvollständige Impfserien hinweist.

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